Beispiele für Experimentalarchäologie - lebendige Geschichte
Probieren geht über studieren – das ist das Motto der Experimentalarchäologie. Ziel der Experimentalarchäologen ist es, durch Quellenstudium gewonnene Erkenntnisse auf ihre praktische Umsetzbarkeit zu testen. Denn was nutzt es, wenn man anhand antiker Darstellungen ein hübsch aussehendes römisches Katapult nachbaut, dieses jedoch beim ersten Schuss zusammenbricht?
Ein solches Beispiel für Experimentalarchäologie ist der Nachbau eines römischen Flussschiffes. Zum einen wurde, nach Vorlagen aus historischen Funden, ein möglichst detailgetreuer Nachbau erstellt. Jedoch kam auch modernste Technik zum Einsatz, wenn es etwa darum ging, anhand eines maßstabsgetreuen Modells im Strömungskanal die mögliche Höchstgeschwindigkeit zu berechnen. Trotz aller theoretischer Vorarbeit musste das Römerschiff wie seine antiken Vorbilder auf einem echten Gewässer seine Schwimm- und Einsatzfähigkeit beweisen. Seitdem ist das römische Flussschiffe ein hervorragendes Beispiel für Experimentalarchäologie und lebendig gewordene Geschichte.
Mit das bekannteste Gesicht in der deutschen Experimentalarchäologie-Szene ist wohl Prof. Marcus Junkelmann. Bekannt wurde er durch Rekonstruktionen von Legionärswaffen und Rüstungen. Von Auftritten mit einer römischen Reiter Ale bis hin zu Gladiatoren reicht das Repertoire des Marcus Junkelmann. Wenn in historischer Kulisse römische Legionäre aufmarschieren, wird scheinbar trockene Geschichte für die Zuschauer praktisch greifbar. Aber auch Frage über die Versorgung der römischen Armee und der alltäglichen römischen Küche ist Junkelmann praktisch angegangen. „Wie stellt man Garum (vergorene Fischsauce) her?“ oder „Was gehört in ein gutes Moretum?“ sind weitere Beispiele für seine Experimentalarchäologie.
Auch für Nicht-Profis in Sachen Archäologie gibt es Beispiele für Experimentalarchäologie, wo jeder Geschichte quasi live erleben kann. Bei sogenannten Reenactment Gruppen gibt es eine ganze Reihe, die großen Wert auf historisch korrektes Auftreten legen. Stoffe für Kleidung werden teilweise von Hand gewebt, mit Pflanzenfarbstoffen gefärbt und ohne Maschinen vernäht. Ziel solcher Gruppen ist es, den Alltag zu historischen Zeiten, ob nun Wikinger, Mittelalter oder Renaissance, möglichst realistisch nachzustellen. Auch dies ist ein Beispiel für Experimentalarchäologie, denn wie der ganz normale Alltag der Menschen früher funktionierte, spielt in der akademischen Forschung oft eine untergeordnete Rolle.
Die Experimentelle Archäologie macht aus einem trockenen theoretischen Thema, ein bildhaftes und spannendes Thema. Gewiss benötigt es viel Geduld, bis das gewünschte Ergebnis erzielt wird, aber es ist möglich. Geduld und Versuche sind in jedem Forschungsgebiet von Nöten. Als Beispiel für den Alltag sind Bad Armaturen, Leuchtmittel & Co. zu nennen. Erst lange Tüftelei macht diese ideal. Es bedarf viel Vorarbeit etwas theoretisches in etwas Reales umzusetzten, daher ist die Geduld wichtig. Die Veranschaulichung von Theorie macht das Gebiet attraktiver. In einem Museum, das nur zum Betrachten einlädt, wird es schneller langweilig, als in einem, in dem man Dinge ausprobieren kann. Das macht es gerade für Kinder einfacher zu begreifen. Und genau das tut die experimentelle Archäologie.